Am 5. August 1928 ist die vom Verband der Pfälzischen
Sektionen im Deutschen und Österreichischen Alpenverein erbaute Hütte auf
dem Bettlerjoch, 2.111 m im Rätikon, nach einer Bauzeit von nur 113 Tagen,
feierlich eingeweiht worden. Die Baukosten betrugen 93.000 Sfr.
Bereits vor dem 1. Weltkrieg waren in vielen pfälzischen
Sektionen Überlegungen im Gange, sich um ein alpines Arbeitsgebiet zu
bewerben oder sich im Wege- oder Hüttenbau zu engagieren.
So hatte z.B. die Sektion „Pfalz“ in Ludwigshafen bereits
einen Hüttenfonds angelegt, der 1914 schon auf 4.700 Goldmark angewachsen
war. Der Krieg und die Besatzungszeit danach verhinderten jedoch die
geplanten Aktivitäten. Am 24. Januar 1925 treffen sich alle 9 pfälzischen
Sektionen auf Einladung der Sektion Landau in Neustadt und gründen dort den
„Verband der Pfälzischen Sektionen“ mit dem Ziel, das
Zusammengehörigkeitsgefühl der Pfälzer Sektionen zu stärken und für die
alpinen Pläne eine breitere Basis beim Hauptausschuss des Alpenvereins zu
haben.
Der Hauptausschuss befürwortet das Anliegen des
Sektionenverbandes und weist insbesondere auf die Möglichkeit eines
Hüttenbaues auf dem Bettlerjoch und in der Gruppe des Gallinakopfes hin,
sofern die dort interessierten Sektionen Liechtenstein und Vorarlberg ihr
Einverständnis geben. Am 10. Mai 1925 verkündete der Vorsitzende der Sektion
Ludwigshafen, Dr. Georg Jakob, in Annweiler vor Vertretern aller Sektionen,
dass der Beschluss gefasst worden war, auf dem Bettlerjoch eine
Hochgebirgshütte zu errichten. Das Projekt fand die Zustimmung des
Hauptausschusses und der Sektionen und wurde auch von der Regierung des
Fürstentums Liechtenstein freudig begrüßt.
Es folgt eine Zeit reger Aktivität für alle an der
Verwirklichung dieses Planes Beteiligten. Erfreut stellen die das künftige
Arbeitsgebiet Bereisenden fest, dass ihre Pläne von der einheimischen
Bevölkerung mit Freude aufgenommen wurden. Auch drei Zweibrücker Bergfreunde
nahmen an den Erkundungsfahrten zum Standort der Hütte teil: Arthur Veith,
Christian Rücker und Viktor Knott.
Die Verhandlungen des Verbandes mit dem Fürstentum
Liechtenstein verliefen günstig, so dass am 7. April 1926 die Baugenehmigung
erteilt wurde. Der regierende Fürst, Johannes II. spendete das für den Bau
erforderliche Holz, das Land übernahm teilweise die Herstellung der
Zugangswege. Noch im Herbst 1926 schrieb der Verband einen Wettbewerb unter
den Architekten des DuOe. Alpenvereins aus, der zu 36 Entwürfen führte. Der
Plan des Liechtensteiners Ernst Sommerlad erhielt den 1. Preis, er wurde
daraufhin mit der Baudurchführung beauftragt.
Mit den Bauarbeiten wurde am 11. Juli 1927 begonnen. Die schlechten
Wetterverhältnisse in diesem Sommer bereiteten große Probleme, insbesondere
bei den Materialtransporten. Dennoch konnte das Richtfest bereits am 17.
September 1927 gefeiert werden.
Das Haus passt sich in seinem Äußeren ganz dem
Landschaftscharakter an, insbesondere rechtfertigt es durch eine gewisse
Wucht des Ausdrucks die exponierte Lage mitten auf dem nach beiden Seiten
abfallenden Grat. Für die Außenmauern wurde 60 cm starkes
Bruchsteinmauerwerk gewählt. Die Steine sind roh zugehauen und mit einem
erdigrötlichen Zementverputz ausgefugt. Das steile Dach, dass ein
Liegenbleiben des Schnees ausschließt, ist mit feuerverzinktem Blech
gedeckt. Die stark betonten Eckpfeiler des Hauses verstärken die wuchtige
Wirkung. Erst Mitte Juni 1928 konnten die Innenarbeiten im Rohbau wieder
aufgenommen werden, die aber bis zum vorgesehenen Einweihungstag
abgeschlossen werden konnten.
In der Folgezeit war die Vereinsarbeit der Pfälzer auf das
neue Arbeitsgebiet ausgerichtet. Die Pfälzer Hütte war nun ein regelmäßiger
Stützpunkt. Viele Mitglieder verbringen ihren Urlaub in der Hütte und helfen
mit, die Hütte zu pflegen und zu verschönern.
Nach elf Jahren ungetrübter Freude bricht 1939 der 2.
Weltkrieg aus mit dem Ergebnis, dass ab sofort der Zugang zur Hütte nicht
mehr möglich ist. Die Hütte bleibt bis 1949 unbewohnt und ist häufig das
Ziel von Plünderern, so dass sie sich in einem sehr desolaten Zustand
befindet. Wie alles deutsche Vermögen in der Schweiz, fällt auch die Pfälzer
Hütte 1945 unter die vom Schweizer Bundesrat erlassene „Sperre deutscher
Vermögenswerte in der Schweiz“. Damit war die Verrechnungsstelle in Zürich
berechtigt, über die Pfälzer Hütte uneingeschränkt zu verfügen. Nach
langjährigen Verhandlungen erreicht der Liechtensteiner Alpenverein, dass
ihm die Hütte mit Vertrag vom 24. April 1950, zum Preis von 8.400 Sfr.
übertragen wird. Die pfälzischen Sektionen, die sich damals gerade erst
wieder gründeten, hatten auf dieses Verfahren keinerlei Einfluss. Auch der
DAV wurde ja erst wieder im Oktober 1950 ins Leben gerufen. Der Verkauf
wurde 1952 unwiderruflich, als die Bundesrepublik Deutschland auf Ansprüche
aus den bis dahin getätigten Verkäufen im Ausland verzichtete.
1954 versuchte der DAV-Hauptausschuss mit dem Alpenverein
Liechtenstein zu verhandeln, jedoch ohne Ergebnis, da die Rechtslage
eindeutig war. In Verhandlungen zwischen dem Pfälzer Sektionenverband und
dem Alpenverein Liechtenstein kommt es am 23. Januar 1964 zu einem Vertrag,
der den Mitgliedern der pfälzischen Sektionen eine gleichberechtigte
Mitbenutzung beim Besuch der Hütte einräumt. Weiter wurde vereinbart, dass
das Haus allzeit der Beherbergung von Bergsteigern dienen muss und dass es
stets den Namen „Pfälzer Hütte“ beibehalten soll. Die Verhandlungen
für den Sektionenverband, die auch eine geringfügige Entschädigungssumme
beinhaltete, führte der 1. Vorsitzende der Sektion Ludwigshafen, Thomas
Zwick. Damit wurde eine Periode beendet, die in den pfälzischen Sektionen
über Jahre zu heftigen Diskussionen über die „Enteignung“ geführt hatte.
Inzwischen bestehen zum Alpenverein Liechtenstein
freundschaftliche Beziehungen, ja viele Pfälzer sind sogar Mitglied in
dieser Sektion. Am 23.07.1978 wurde der 50. Geburtstag der Hütte festlich
begangen. Eine große Anzahl Pfälzer nahm an diesem Ereignis teil und
vertiefte damit die guten Beziehungen zu den Liechtensteinern. Der
Sektionenverbandsvorsitzende war damals Ernst Faulhaber, Sektion
Zweibrücken, der mit seinem originellen Gastgeschenk, jede Menge Hausmacher
Wurst und Pfälzer Wein, die Hausherren überraschte. Auch an der Feier zum
75. Geburtstag, am 31.08.2003, nahm eine pfälzische Delegation teil,
darunter drei Zweibrücker Bergfreunde. Heute werden die pfälzischen
Verbindungen nach Liechtenstein insbesondere von der Sektion Speyer
wahrgenommen, die in der Person von Liesel Baumann einen wahren
Liechtensteinfreak aufzuweisen hat.
Quelle: Festschrift
100 Jahre Sektion
Zweibrücken im Deutschen Alpenverein 1904 - 2004 |