Auszüge aus der Chronik der Erlanger
Hütte: 1897 - 1913
Die Sektion Erlangen, 1890 gegründet, sucht ein
geeignetes Arbeitsgebiet und wird zunächst in der
Rieserfernergruppe fündig. An deren Erschließung beteiligt
sie sich gemeinsam mit der Sektion Fürth. Die Fürther
errichten die "Fürther Hütte" - heue
Rieserfernerhütte - am
Gänsebichel-Joch. Die Erlanger bauen den Zugangsweg, den
"Erlanger Weg" von Rein in Taufers durch das Geltal. Hütte
und Weg werden 1903 eingeweiht. 1913 zieht sich die Sektion
Erlangen aus dem Arbeitsgebiet zurück und übergibt den Weg
an die Nachbarsektion.
1926 - 1928
Suche nach einem neuen Arbeitsgebiet in den Ostalpen und
Planung einer "Erlanger Hütte".
Von den der Sektion vorgeschlagenen Gebieten: Niedere Tauern
bei Steinach-Irding, Obstanzer See bei Sillian/Pustertal und
Vorderer Geigenkamm/Ötztal wird letzteres nahezu einstimmig
ausgewählt. Als zukünftiger Hüttenstandort wird im August
1928 ein Platz nahe am 2.550 m hoch gelegenen Wettersee
bestimmt. 1929
Im Januar genehmigt die Mitgliederversammlung den
Hüttenbau. Im 40. Jahr des Bestehens der Sektion wird in
einer kleinen Feierstunde am 8. August 1929 der Grundstein
für die Erlanger Hütte gelegt. Nach dem Festakt werden im
Herbst die Keller aus dem Felsen gesprengt, eine Bauhütte
für etwa 30 Arbeiter errichtet. die Wasserleitung verlegt
sowie das gesamte Bauholz gefällt. Im Winter 1929/30 werden
im Tal die Zimmermanns- und Tischlerarbeiten für den
Hüttenausbau und die Innenausstattung ausgeführt.
1930
Am 21. August Fistfeier (Richtfest) - obwohl ein langer
Nachwinter sowie Regen und Neuschnee bis in den Sommer
hinein die Bauarbeiten beeinträchtigt haben. Das gesamte
Baumaterial muss vom Tal mit Pferden und Trägern zum
Bauplatz hinaufgebracht werden. Lasten von bis zu 100 kg
sind keine Seltenheit, getragen wird mit Kopfkraxn. Es sind
die Ärmsten, die diese Arbeit auf sich nehmen. Manche Träger
gehen barfuss, auch durch den Schnee. Eine Meisterleistung
ist der Transport des acht Meter langen Firstbalken, den ein
Umhausener allein hinauf zum Rohbau trägt.
1931
Der Innenausbau der Hütte wird fertig gestellt. Zur
feierlichen Einweihung am 23. August 1931 reisen viele
Mitglieder der Sektion und Ehrengäste schon am 19. August
mit einem Sonderzug Richtung Ötztal.
1932
Die Nachbarsektion Forchheim baut "in
bergkameradschaftlicher Verbundenheit, beseelt von den
gleichen hohen bergsteigerischen Idealen..." den
"Forchheimer Weg", das erste Teilstück des großartigen
Höhenweges über den Geigenkamm von Roppen im Inntal über
Erlanger, Frischmann, Hauersee, Rüsselsheimer bis zur
Braunschweiger Hütte.
1933
Nazideutschland erlässt das "Gesetzt über die
Beschränkung der Reisen nach der Republik Österreich", das
eine Ausreise nach Österreich nur gegen Zahlung von 1.000 RM
zulässt. Diese so genannte "1.000-Mark-Sperre" trifft die
Mitglieder aller reichsdeutschen Sektion des DuOeAV hart.
Diese Einreisegebühr kann sich kaum jemand leisten. Als
Folge ging die Besucherzahl aus Deutschland stark zurück.
1934 - 1936
Im August 1936 wird nach "Normalisierung" der Beziehungen
zwischen dem Deutschen Reich und Österreich die
"1.000-Mark-Sperre" aufgehoben. Noch im September sind die
ersten Erlanger auf der Hütte.
1946 - 1956
Alle "Reichsdeutschen" Hütten in Österreich werden 1946
dem Alpenverein Innsbruck treuhänderisch übergeben. Erst ab
Anfang 1950 können die Erlanger wieder ungehindert ihre
Hütte erreichen. 1956 - 10 Jahre nach der Zwangsabtretung
und 25 Jahre nach der Einweihung ist die Sektion wieder
Eigentümer ihrer Hütte.
Quelle: Text Festschrift zum Jubiläum
1931 - 2006 75 Jahre Erlanger
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